Die Geschichte

DAS HOSPIZ VON WAISACH

Die Geschichte des Hieronymitanerklosters von Waisach bei Greifenburg zeugt von Resilienz und Unverwüstlichkeit: Waisach hat sich immer wieder bewährt. Eigentlich wurde der mächtige Tuffsteinbau 1746 unter Kaiserin Maria Theresia als Missionsstation in Oberkärnten errichtet. Doch schon nach 40 Jahren, 1786, führte die stürmische Religionsreform ihres eigenen Sohnes und Kaisers Josef I. zum Ende der Hieronymitaner in Waisach.

Dabei war der Orden der Hieronymitaner erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts über Südtirol nach Bayern, Oberösterreich, Kärnten, Wien und Ungarn gekommen. Hannibal Fürst Porcia, treuer Diener von Kaiser Leopold I, holte sie nach Kärnten. Federführend dabei war Onuphrius Holzer, ein charismatischer Prediger und Einsiedler aus Bayern, der das mächtige Kaiserhaus und viele hochrangige Adelige zwischen 1695 (Bozen) bis zu seinem Tod 1724 (Wien) zur Stiftung (Finanzierung) mehrerer Klöster und Kirchen bewegen konnte.

Auch Fürst Josef Leopold Orsini Rosenberg griff tief in die Taschen und stiftete kurz vor seinem Tod 1738 die Pfarre Waisach mit den Filialen Amlach und Egg sowie das klösterliche Hospiz, das in den folgenden 15 Jahren gebaut wurde. Die Errichtung war eine Meisterleistung, denn das Baumaterial – Kalktuffstein – musste in Handarbeit und mit bescheidenem Werkzeug von den frisch angeworbenen Mönchen gegraben und dreistöckig aufgetürmt werden. 60 Meter Länge maß der Bau am Ende, mit zwei 15 Meter quadratischen Resaliten auf beiden Enden.

Auch eine stattliche Kirche von 35 Metern Länge (Nord-Süd) und 15 Meter Breite (Ost-West) wurde in den folgenden Jahren zur Mittagsseite fertig gestellt – aber nicht mehr eingeweiht, da die Auflösung des Convents zuvorkam. Die Kirche wurde, nach der endgültigen Auslöschung des Ordens 1819 und dem Verkauf des Ostteils an die Pfarrgemeinde (1822), kurzerhand abgerissen (1836) und das wertvolle Baumaterial zum Ausbau des ursprünglich hölzernen Kirchturms St. Nikolaus von Waisach verwendet.

Teilung in Kirche und Schule

Nach der Ordensauflösung wurde das Spital für Augenkranke und zur Versorgung verarmter Mitbürger genutzt. Dann kam es zur Teilung in Pfarrhaus und Schule mit vielen Ein-, Um- und Zubauten. Die alten Klostergänge wurden zugemauert, in Wohnungen für Pfarrer, Lehrer und Förster umfunktioniert, anstelle der Kirche entstand 1907 eine zweiklassige Schule als Anbau, die alten Klostergärten wurden zur Tierhaltung und Lagerung von Brennmaterial genutzt. Während des 1. Weltkriegs dienten die Keller dazu, Lebensmittel zu schützen. Doch das geistliche Leben in Waisach war dadurch nicht endgültig erloschen.

1908 kam wieder klösterliches Leben ins Haus – mit der Errichtung einer Herz-Jesu-Bruderschaft. Auch französische Missionspriester interessieren sich für eine Ansiedlung.
1915 wurden 500 russische Kriegsgefangene im und vor dem Kloster in eigens errichteten Baracken einquartiert, die beim Bau der Weißensee-Kreuzbergstraße zum Einsatz kamen. Später folgten österreichisch-ungarische Marsch-Formationen. Doch offensichtlich war das große Gebäude mit seinen vielen Zellen dazu prädestiniert, klösterliches Leben zu beherbergen und zugleich immer wieder schützender Zufluchtsort zu sein.

1927 findet endlich das erste feierliche Levitenamt im Kloster nach 150 Jahren statt, nachdem die Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu in Liefering bei Salzburg hier ein Noviziat eingerichtet haben. Hierzu wird auch das ehemalige Refektorium zur Herz-Jesu-Kapelle umfunktioniert. Doch schon zwei Jahre später verlassen die Missionare das Kloster Waisach wieder in Richtung Fürnitz, wo es für den kleinen Konvent mehr Platz und weitergehende Aufgaben in ihrer Seelsorge gab.

Auch die neuere Geschichte zeigt die doppelte Bestimmung des Hauses, Ort klösterlicher Spiritualität und zugleich Schutzhaus für Menschen in den Stürmen der Welt zu sein. Das Kloster dient im 2. Weltkrieg der Unterbringung von Soldaten, zunächst der deutschen Wehrmacht, später der englischen Besatzung. 1947 übernimmt die Kongregation der Missionare vom Kostbaren Blute (CPPS) die Pfarre Waisach, doch ohne einen eigenen Konvent zu errichten. 1972 wird die Volksschule nach Greifenburg übersiedelt, zehn Jahres später, 1982, wird auch die Pfarre Waisach mit der Pfarre Greifenburg zusammengelegt.

Pläne für ein Gesundheitszentrum

Es dauert weitere 30 Jahre, bis es schließlich zu einem Neubeginn kommt. Am 1. Juli 2013 wird der Kirchenteil des Klosters verkauft, am 1. Juni 2020 auch der Gemeindeteil mit der ehemaligen Volksschule. 2015 beginnen die Planungsarbeiten zur Reaktivierung des Klosters als Pilgerstätte und Zentrum für Gesundheit, Kultur und Spiritualität. Die Calcium-Magnesium-Sulfat-Hydrogenkarbonat-Quellen auf dem Gelände sollen für Wassertherapien genutzt werden, Tuffsteingalerien und Kräutergärten für die Gesundheitssorge gemäß der Naturheilkunde.

Die Arbeiten zur Realisierung eines multifunktionalen Gesundheits- und Bildungszentrums werden von zwei Architektenteams in Abstimmung mit der Gemeinde, der Raumplanung und des Bundesdenkmalamtes vorangetrieben. Ziel ist es, rund 60 Zimmer, Wasserkapelle, Spa, Therapie- und Seminarräume, Restaurant sowie Pilgerzentrum und Klosterladen einzurichten und die Außenanlagen wieder für Kräutergärten zu nutzen. Das Kloster soll Begegnungsstätte, Mental- und Vital-Zentrum werden, mit Fokus auf Traditionelle Europäische Medizin.